Seit Jahren wird in Deutschland über den Fachkräftemangel in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) diskutiert. Doch die Realität sieht oft anders aus: Viele Informatik-Absolventen finden trotz guter Ausbildung keinen Job. Woran liegt das?
Wirtschaftliche Faktoren und Strukturwandel
Die konjunkturelle Schwäche und der industrielle Strukturwandel tragen sicherlich dazu bei, dass Unternehmen Stellen zurückhaltender besetzen oder sogar abbauen. Energiepreise und globale Unsicherheiten führen zu Investitionszurückhaltung. Aber das erklärt nicht alles.
Veränderung der Berufsfelder und fehlende Anpassung der Studiengänge
Ein entscheidender Faktor ist die rasante Veränderung der Berufsfelder, insbesondere in der Softwareentwicklung. Studiengänge passen sich dieser Dynamik oft nicht schnell genug an. Wer heute Softwareentwicklung ohne Kenntnisse in Künstlicher Intelligenz (KI) beherrscht, hat schlechtere Karten.
Abwanderungstendenzen deutscher IT-Experten
Der IT-Fachkräftemangel verschärft sich weiter. Eine Umfrage des Personaldienstleisters Hays zeigt, dass sich 80 Prozent der befragten deutschen IT-Profis vorstellen können, für ein Unternehmen außerhalb Deutschlands zu arbeiten. Rund die Hälfte plant, ihren aktuellen Arbeitgeber noch in diesem Jahr zu verlassen.
Besonders betroffen: KI, Machine Learning, Cybersecurity und Netzwerktechnik
Besonders hoch ist die Wechselbereitschaft bei Experten in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Cybersecurity und Netzwerktechnik. Im internationalen Vergleich ist die Abwanderungsbereitschaft in Deutschland deutlich höher als beispielsweise in den USA.
Fazit: Handlungsbedarf ist dringend
Um dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Abwanderung von Talenten zu verhindern, müssen Unternehmen und Bildungseinrichtungen enger zusammenarbeiten. Studiengänge müssen an die aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst und attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Sonst droht Deutschland, den Anschluss zu verlieren.