Die Zahl der organisierten Betrugsfälle beim Bürgergeld ist im Jahr 2024 sprunghaft angestiegen. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen wurden 421 Fälle von "bandenmäßigem Leistungsmissbrauch" gemeldet. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (229 Fälle). Bis Ende Mai 2025 wurden bereits 195 Fälle registriert.
Wie funktioniert der Betrug?
Jobcenter sprechen von "bandenmäßigem Leistungsmissbrauch", wenn EU-Bürger Schein-Arbeitsverhältnisse oder erfundene Selbstständigkeiten vortäuschen, um unrechtmäßig Bürgergeld zu beziehen. Organisierte Gruppen treten dabei als vermeintliche Arbeitgeber oder Vermieter auf und kassieren einen Teil der staatlichen Leistungen.
Hohe Dunkelziffer vermutet
Die Auswertung basiert lediglich auf Daten von 300 gemeinsamen Jobcentern. Kommunale Träger (104 Jobcenter) sind nicht inbegriffen. Die Bundesregierung räumt daher eine hohe Dunkelziffer nicht erfasster Fälle ein. Die tatsächliche Zahl dürfte also deutlich höher liegen.
Politische Reaktionen
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht von "mafiösen Strukturen des sozialen Missbrauchs" und kündigt an, dies abzustellen. Die Koalition diskutiert derzeit über eine Neuausrichtung der Grundsicherung, um das Bürgergeld stärker auf Arbeitsaufnahme auszurichten. Ob dies auch zu Kürzungen für Leistungsempfänger führen wird, ist noch unklar.
Kritik an polemischer Stimmungsmache
Timon Dzienus, Bundestagsabgeordneter der Grünen, mahnt in der Debatte über das Bürgergeld zu "mehr Sachlichkeit statt polemischer Stimmungsmache". Er fordert eine differenzierte Betrachtung der Problematik.
Ausblick
Die steigende Zahl von Betrugsfällen beim Bürgergeld wirft Fragen nach der Effektivität der Kontrollmechanismen auf. Die geplante Neuausrichtung der Grundsicherung könnte neue Lösungsansätze bieten. Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen der Bundesregierung den Missbrauch tatsächlich eindämmen können.