In mehreren marokkanischen Städten kam es am Wochenende zu Protesten gegen die hohen Ausgaben für die Fußball-Weltmeisterschaft 2030. Die zumeist jungen Demonstranten gerieten dabei mit der Polizei aneinander. Die Demonstrationen, die sich in Städten wie Rabat, Marrakesch und Casablanca ereigneten, wurden von der Polizei unterbrochen, wobei Berichten zufolge mehrere Personen festgenommen wurden. Der Marokkanische Verband für Menschenrechte meldete Dutzende Festnahmen und berichtete von körperlicher Misshandlung einiger Demonstranten. Insgesamt gab es Proteste in elf Städten.
Kritik an Prioritätensetzung der Regierung
Die Protestierenden kritisierten die Prioritätensetzung der Regierung angesichts der hohen Ausgaben im Vorfeld der Fußball-WM 2030 und des Afrika-Cups, während das Gesundheitssystem im Land in einem maroden Zustand ist. Slogans wie "Die Stadien sind da, aber wo sind die Krankenhäuser?" wurden vor medizinischen Einrichtungen in urbanen und ländlichen Gebieten gerufen.
Mangel an medizinischem Personal
Laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2023 liegt die Zahl medizinischer Fachkräfte in Marokko bei nur 7,7 pro 10.000 Einwohner – in Regionen wie Agadir sogar bei lediglich 4,4. Die WHO empfiehlt 25 pro 10.000. Die Unzufriedenheit im Land hatte zugenommen, nachdem kürzlich acht Frauen bei Geburten in einem öffentlichen Krankenhaus in Agadir gestorben waren.
Regierung weist Kritik zurück
Die marokkanische Regierung weist die Kritik zurück, wonach Investitionen in die Fußball-WM 2030 auf Kosten der öffentlichen Infrastruktur erfolgen. Ministerpräsident Aziz Akhannouch betonte die Fortschritte im Gesundheitssektor und sprach von "großen Errungenschaften".
Jugendproteste und Polizeipräsenz
Anders als frühere Demonstrationen wurden die Proteste nicht von Parteien oder Gewerkschaften getragen, sondern überwiegend von jungen Menschen über Plattformen wie TikTok, Instagram und Discord organisiert. Am Sonntagabend blockierten Demonstranten in Casablanca kurzzeitig eine wichtige Autobahn. Berichte zeigen, wie die Polizei Studenten der Universität Agadir auseinandertrieb. Die Proteste richten sich auch gegen Millionenausgaben für die Fußball-Weltmeisterschaft 2030, die Marokko gemeinsam mit Spanien und Portugal ausrichtet.