Die deutsche Öffentlichkeit trauert um einen wichtigen Zeitzeugen: Der Journalist und Filmemacher Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren verstorben. Dies berichten übereinstimmend die »Süddeutsche Zeitung« und die »Welt«.
Troller wurde 1921 in Wien als Sohn eines jüdischen Pelzhändlers geboren. Er floh 1938 vor den Nazis zunächst in die Tschechoslowakei und dann nach Frankreich. 1941 emigrierte er in die USA, wo er 1943 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Als US-Soldat war er an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau beteiligt und übersetzte Gespräche mit deutschen Kriegsgefangenen für die US-Armee.
Nach dem Krieg studierte Troller Anglistik und Theaterwissenschaft in den USA. Später kehrte er nach Europa zurück und arbeitete als Autor und Dokumentarfilmer. Für ARD und ZDF war er Korrespondent in Paris und trug maßgeblich dazu bei, den Deutschen Frankreich näherzubringen. Er interviewte Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle, Jean-Paul Sartre und Alain Delon.
Besonders bekannt wurde Troller durch sein »Pariser Journal«, mit dem er in den 1960er und 70er Jahren das Frankreichbild der Deutschen prägte. Sein Stil zeichnete sich durch Subjektivität und Neugier aus. Er gilt als einer der letzten Wiener Literaten in der Tradition von Karl Kraus.
Troller war zweimal verheiratet und hinterlässt zwei Töchter. Seine Wahlheimat war Paris, doch seine Wurzeln blieben in Wien, der Stadt, die er einst verlassen musste.
Ein Leben im Dienst der Aufklärung
Georg Stefan Troller hat mit seinem Leben und Werk einen bedeutenden Beitrag zur Aufklärung und Völkerverständigung geleistet. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in der deutschen Medienlandschaft.