Der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat sich für seine teils scharfen Äußerungen während seiner Amtszeit in Berlin entschuldigt. Im Interview mit dem Magazin "Stern" sprach Melnyk von einem "wahren Ausnahmezustand" in den ersten Monaten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
"Da musste ich oft sehr impulsiv agieren, um die Deutschen dazu zu bewegen, uns zu helfen", erklärte Melnyk. Er räumte ein, dass er dabei nicht immer "wohlüberlegte Worte" gefunden habe. "Daher bitte ich um Verzeihung, wenn ich Menschen beleidigt habe, weil die Emotionen da hochkochten."
Melnyk war von 2015 bis 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. Nach dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 kritisierte er die deutsche Bundesregierung mehrfach scharf für die aus seiner Sicht zu zögerlichen Waffenlieferungen. Seine Äußerungen, darunter die Bezeichnung von Bundeskanzler Olaf Scholz als "beleidigte Leberwurst", sorgten wiederholt für diplomatische Verstimmungen zwischen Kiew und Berlin.
Melnyk sieht Diskussion um Truppenentsendung als "Scheindebatte"
In dem Interview äußerte sich Melnyk auch zur aktuellen Diskussion über eine mögliche Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine. Er bezeichnete dies derzeit als "Scheindebatte", solange unklar sei, welches Mandat diese Truppen hätten. Erst wenn Sicherheitsgarantien eine vertragliche Form annähmen, könne er sich eine Beteiligung europäischer Truppen vorstellen.
Die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump um eine Beendigung des Krieges bewertete Melnyk positiv, auch wenn er den Prozess als "Achterbahn" bezeichnete. Er erinnerte daran, dass er bereits vor einem Jahr Kanzler Scholz öffentlich zu einer diplomatischen Vermittlung aufgefordert habe, was jedoch ohne Ergebnis blieb.
Kiesewetter fordert mehr Waffen für die Ukraine
Angesichts der jüngsten Drohnenangriffe auf die Ukraine fordert CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter von der Bundesregierung Konsequenzen. Er plädiert für eine massive Erhöhung der militärischen und finanziellen Unterstützung für die Ukraine, die Lieferung weitreichender Waffen wie Taurus und die Freigabe eingefrorener russischer Vermögen.